In dieser Meditation geht es um die Zuwendung zum eigenen Körper. Es
ist ja eine erstaunliche Tatsache, dass wir als Menschen diese Zuwendung
erst wieder lernen müssen. Die Erziehung in unserer Kultur, z.B. in der
Struktur des Schulunterrichts, ist heute immer noch darauf gerichtet,
Körpersignale zu missachten und sich auf geistige Ziele zu
konzentrieren.
Durch die zwanghaften Formen des Stundentaktes in der Schule lernen
Kinder, den Körper und die Natur dem Geistigen gegenüber als etwas
Geringeres zu achten. Später in der Arbeitswelt treten an die Stelle,
des Lernens die Ziele von Pflicht, Erwerb und Erfolg. Wieder wird das,
was der Körper möchte, hinten angestellt. Nicht selten muss er sich
seine Rechte, wenn sie jahrelang missachtet werden, durch Krankheiten
und Unfälle eifordern.
Wir lernen durch Leiden solange, bis wir verstehen, auch in Zeiten
des Wohlbefindens unseren inneren Weg zu Harmonie mit dem Ganzen zu
suchen und ernst zu nehmen. Dazu ist die folgende Meditation ein
grundlegender Schritt. Es ist ein Weg, sich ganz einfach dem eigenen
Körper wieder liebevoll zuzuwenden.
Du kannst diese Meditation
ganz langsam und genussvoll zelebrieren, z.B. wenn Du im Bett
wachliegst oder Dir am Wochenende etwas Gutes tun willst. Du kannst sie
aber auch als Kurzform so praktizieren, dass Du für jede Stufe nur einen
Atemzug nimmst. Dies kann Dir im Bus oder in einer Arbeitspause Zugang
zum einfachen Wohlfühlen schenken.
Meditation
Atme in Deinen Bauch- und Beckenraum. Lass ihn sich ausdehnen,
entspannen. Fühle seine Wärme, weich und kraftvoll zugleich. Mitte
unseres Körpers. Langsam sinkt Dein Denken, Dein inneres Schauen und
Fühlen ganz in diesen Raum hinein.
Nun lass den Strom von Atem und Bewusstsein durch die Hüften in die
Beine strömen. Entspannung fließt in die Oberschenkel, durch die
Kniegelenke, die Unterschenkel, die Fußgelenke, in die Fersen, in alle
Zellen und streicht über die Fußsohle.
Gehe mit dem Bewusstsein zurück in den Bauch- und Beckenraum. Spüre,
wie sich der Raum vom Bauch bis in die Zehen jetzt anfühlt. Was spürst
Du ? Was hat sich verändert ? Lausche und spüre in das lebendige Strömen
in Deinem Körper.
Nun lass langsam das Bewusstsein und den Atem in derselben Weise
aufwärts steigen. Als ob Du in liebevoller Zuwendung, Dein Inneres
streichelst. Es fließt durch den Bauchraum und durch den Rückenraum
aufwärts, es strömt in den Brustkorb hinein, durchfließt Dein Herz.
Halte inne und lausche dem Herzschlag. Lass Entspannung und liebevolle
Wahrnehmung durch die Atemorgane fließen. Friede breitet sich aus.
Nun lass es Schultergürtel, Nacken, Halsraum durchströmen. Es ist
gut, diesem Bereich in mehreren Aus- und einfließenden Atemzügen
genügend Zeit zuzuwenden. Denn gerade im Schulter- und Nackenraum
verspannen wir uns oft. Nun gib ihm Entspannung und lass im Ausatmen
etwas von den alten Spannungen los.
Stell dir vor, wie Wasser in einem Gefäß fließt, so fließt jetzt das
innere Strömen durch die Schulter in die Arme, in die Hände hinein bis
in die Fingerspitzen.
Spüre nach, wie sich das Körpergefühl im ganzen Rumpf- und Armraum verändert hat.
Nun steigt die Zuwendung aufwärts in den Kopfraum, fließt durch das
Gesicht, durch Mund- und Kieferraum, durch die Sinnesräume des Riechens,
des Hörens, durch die Wangen, Schläfen, Augen, Stirn. Lächle Deinem
eigenen Gesicht zu: Mein liebes Gesicht.
Und dann geh zum Nacken zurück und lass die Achtsamkeit von dort
sanft durch den Gehirnraum aufsteigen. Atme Entspannung und so etwas wie
staunendes Gewahrwerden in diesen kostbaren Raum Deines Bewusstseins.
Ruhe nun mit Deinem geistigen Bewusstsein aus. Lass das innere
Wahrnehmen durch Deinen ganzen Körper leuchten wie eine Lampe, die von
Deiner Schädeldecke herab strahlt. Mein lieber Körper kannst Du ihm sagen, meine Wohnung in dieser Lebenszeit, danke !
Mein lieber Körper, ich möchte Dich immer besser verstehen und Dir geben, was du brauchst.